Klassik.com: Seltene Kammermusik eines Vokal-Komponisten

Stradella: Complete Violin Sinfonias – Ewa Augustynowicz, Ensemble Giardino di Delizie

Seltene Kammermusik eines Vokal-Komponisten

Label/Verlag: Brilliant classics
Detailinformationen zum besprochenen Titel

 

Anna Augustynowicz spielt mit ihrer Barockgeige eine selten aufgeführte, jedoch hörenswerte Musik, ausgezeichnent unterstützt vom Ensemble Giardino di Delizie.

 

Alessandro Stradella (1643-1683) ist vor allem durch seine geistlichen und weltlichen Kantaten und Opern bekannt. Das beeinflusste auch sein instrumentales Schaffen, das im Vergleich mit seinen vokalen Kompositionen eher schmal blieb. Es handelt sich um Kammermusik mit Streichinstrumenten und Generalbass. Im vorliegendem Doppelpack sind sämtliche Werke für Violine enthalten. Bemerkenswert ist, dass von den 14 Werken sieben in Molltonarten gefasst sind – nicht gerade üblich in dieser Zeit. Die sangliche Formung mancher Stücke ist deutlich von den Vokalwerken inspiriert. Das führt bei einigen Sonaten zu einer anrührenden Emotionalität. In diesen Passagen füllt neben der Orgel die Theorbe die verbliebene Lücke. Die Sonaten finden mit dem Ensemble Giardino di Delizie und der Geigerin Ewa Anna Augustynowicz an der Barockgeige eine adäquate Interpretation. Bei etlichen Sätzen emanzipiert sich das Cello von seiner Funktion als Generalbass-Instrument und führt einen Dialog mit der Geige. Die Affekte, die der Komponist dem Ensemble anvertraut, werden erkannt und ausmusiziert. Die Virtuosität, die an einigen Stellen gefordert wird, ist für Ewa Anna Augustynowicz kein Problem – im Gegenteil: Wenn es die Faktur des jeweiligen Stückes erlaubt, bringt sie leise und doch unüberhörbar rasche Verzierungen an. Aber auch die Cellistin Agnieszka Oszaríca brilliert mit ihrem Barockcello – das kann man mit Fug und Recht auch von den beiden verbliebenen Generalbass-Spielern behaupten. So haben wir ein Doppelpack mit einer hörenswerten Musik in einer angemessenen Darstellung. Das Booklet ist leider nur auf Englisch und Italienisch. Die einzelnen Sätze sind nicht gesondert mit einem Track versehen. Man kann nur jeweils die ganze Sonate ansteuern.

   
Kurzkritik von Diederich Lüken,